Zu Besuch in den neuen Räumlichkeiten der Value One an der Trabrennbahn Krieau
- Der Kunde ist ein Immobilienentwickler.
- Das Unternehmen entwickelt Projekte in ganz Europa und besteht aus mehreren Teilkonzerne.
- theLivingCore hat die strategische Ausrichtung anhand eines Masterplans, der u.a. die Kernprozesse des Unternehmens beschreibt, erstellt und auf Basis dessen das Raumprogramm für das neue Bürogebäude entworfen.
- Das Design Studio Marcel Wanders hat dieses Raumprogramm architektonisch umgesetzt; das Potential der Kernprozesse hat sich erfolgreich in der Unternehmenskultur realisiert. Die neuen Büros in der renovierten Tribüne der Trabrennbahn Krieau bieten den Mitarbeitern sowohl einen zweckmäßigen als auch einen freudvollen Arbeitsplatz.
Als wir 2016 unsere Zusammenarbeit mit dem Immobilienentwickler Value One gestartet haben, war klar: dieser Kunde erwartet Besonderes und legt Wert auf Details. Wir nahmen das als Einladung, das Team der Value One auf positive Weise herauszufordern – schließlich galt es, einen Masterplan für die strategische Ausrichtung des Unternehmens zu entwickeln, um diesen in organisationale Kernprozesse sowie ein Raumkonzept umzusetzen.
Sechs Jahre später erlauben wir uns zu sagen: wir von theLivingCore haben gemeinsam viel bewirkt. Die internationale Ausrichtung der Value One schreitet voran, die einzelnen Unternehmen der Unternehmensgruppe arbeiten integrativer zusammen und die renovierten Tribünen 2 und 3 an der Trabrennbahn Krieau kann man als Highlight einer gelungenen strategischen Positionierung bezeichnen.
Nach der Eröffnung der Tribüne 2 im Jahr 2020 wollte ich etwas Zeit verstreichen lassen, bevor ich die neuen Büroräumlichkeiten besichtige. In den Wochen nach so einer Eröffnung ist natürlich immer großer Rummel und viel Lob zu hören. Ob jedoch ein Büro wirklich für die Menschen funktioniert und das Unternehmen weiterbringt, lässt sich jedoch erst nach einiger Zeit feststellen. Und so besuchte ich Sabine Müller, unsere ehemalige Auftraggeberin, im Juli 2022.
Es mag banal klingen, aber bereits das Ankommen in der Garage war etwas Besonderes: klare Markierungen, viel Platz, kurze Wege und Helligkeit sind Dinge, die man andernorts schmerzlich vermisst – hier sind sie eine Selbstverständlichkeit. Ich lasse die Autos hinter mir und gehe entlang der Trabrennbahn auf die Tribünen 2 und 3 zu, beobachte die Pferdewagen, die auf der Trabrennbahn wie jeden Tag ihre Runden ziehen, höre die Ruhe des Grünen Praters und finde den Mix aus Großstadtbauten und Wohnen und Arbeiten im Grünen wirklich gelungen.
Die Tribünen wirken fast wie ein Eingangstor zum Wald. Beim Eintreten streift der Blick sofort Richtung Himmel, durch ein buntes Dach, das ein Lichtspiel auf den Boden wirft. “Es ist einem Heißluftballon nachempfunden”, sagt Sabine Müller, die den Bereich Innovation und Development bei der Value One leitet und mich in der Eingangshalle begrüßt.
Überhaupt ist das gesamte Gebäude mit Geschichten des Ortes aufgeladen, die von der Trabrennbahn und den ehemaligen Jagdgründen des österreichischen Kaisers erzählen. Und der eigenen Geschichte und dem besonderen Anspruch der Value One, nämlich etwas Besonderes zu schaffen und Schönheit in die Stadt zu bringen.
Und schön ist es wirklich, das Gebäude. Waren Sie schon einmal in einem Gebäude, das Sie permanent streicheln wollten? Ich jedenfalls habe mich dabei ertappt, wie ich etwas machte, was ich eigentlich niemals – niemals! – machen würde: Ich war in den WC-Räumlichkeiten und streichelte die Wände. DAS finden Sie jetzt befremdlich? Dann besuchen Sie das Büro der Value One und gehen Sie dort auf die Toiletten; dann werden Sie mich wahrscheinlich verstehen.
Liebe bis ins kleinste Detail zieht sich durch alle Räumlichkeiten. Ich treffe Heide Schicht, die Projektleiterin, die über Jahre hinweg das Haus bis ins kleinste Detail mitgeplant hat, in einem der Besprechungsräume. Es ist schon eine Kunst, Besprechungsräume funktional zu gestalten und ihnen gleichzeitig eine “Seele” und Persönlichkeit zu geben. Nicht klischeehaft “Creative Space” oder “Open Minds” auf die Türen zu pinseln, sondern subtiler vorzugehen: verschiedene Oberflächen wie holzvertäfelte Wände, schwere Türen, besondere Teppiche; jeder Raum sieht anders aus, aber alles passt zusammen – wie “Pralinen in einer Pralinenschachtel”, meint Sabine Müller.
Ich freue mich natürlich besonders, als sie anmerkt: “Man spürt euch immer noch”. Was sie damit meint? Zum Beispiel, dass das von uns ausgearbeitete Raumkonzept sowohl funktional als auch ästhetisch übernommen und die Designrichtlinien in der späteren Zusammenarbeit mit Marcel Wanders implementiert wurden. Aber auch, dass vorgeschlagene Namen für die einzelnen Zonen realisiert wurden. Jedoch für uns als theLivingCore am wertvollsten natürlich, dass organisationale Veränderungen, die wir vorgeschlagen und gemeinsam mit den Mitarbeiter:innen detailliert haben, sich in den räumlichen Konstellationen widerspiegeln.
Etwa 200 Personen arbeiten mittlerweile bei der Value One, wiewohl das neue Büro für 140 Personen konzipiert ist. Und hier zeigt sich, dass noch ein Aspekt unserer Arbeit aufgegangen ist: eine neue Art des Arbeitens zu fördern, die auf projektorientiertes, selbstorganisiertes Arbeiten im Team abzielt. Was durch die Erfahrungen mit COVID-19 wie ein alter Hut klingt, war vor sechs Jahren noch lange nicht state of the art: remote working, flexible Arbeitsorte und vor allem Vertrauen in die Fähigkeit der Mitarbeiter:innen, ihre Arbeit so zu gestalten, dass sie für das Unternehmen, für die Kolleg:innen und für sie selbst sinnstiftend und produktiv ist.
Sabine Müller sagt dazu: “Wir sind alle ca. 2 bis 3 Tage in der Woche im Home Office und in allen Bereichen gibt es eine Clean Desk Policy. Das wird überraschend gut angenommen. COVID-19 hat hier viel bewirkt. Außerdem haben wir im gesamten Gebäude viele Bereiche, wo man sich ohne viel Aufhebens niederlassen kann – drinnen und im Außenbereich.”
Ein solcher Außenbereich ist mir besonders im Gedächtnis geblieben: tritt man aus dem Erdgeschoss Richtung Grünen Prater, steht man auf der Terrasse eines künstlich angelegten Teichs. Über diesen führt eine Brücke und nach einem kurzen Weg über die Wiese gelangt man zu einem weiteren Außenbereich, der einer Volière nachempfunden ist – am besten barfuß!
Gegen Ende unseres Treffens bleibt noch eine Frage: “Die Hülle und auch das Innenleben der Tribüne ist wow! Aber wie leben die Menschen, die hier arbeiten, den “Spirit”, den die Value One durch ihr neues Gebäude so eindrucksvoll vermittelt?” Sabine Müller meint dazu: “Es ist definitiv eine Herausforderung, nicht beim “happiness office” stehen zu bleiben. Wir wollen ein Ort sein, an dem Mitarbeiter:innen ihren eigenen Purpose im Einklang mit dem Purpose des Unternehmens leben können. Die Frage, wie wir das noch besser schaffen, beschäftigt uns als Arbeitgeber..”
Diese Frage finden wir herausfordernd – gerade in einer Welt, die von komplexen Ereignissen bestimmt wird und viele Menschen vor die Frage stellt “Wie will ich eigentlich arbeiten?”. Einige unserer entwickelten Konzepte dazu waren für Sabine Müller von Value One hoffentlich hilfreich. Und auch Sie lade ich ein, über die Frage nachzudenken, die wir in unserem jüngsten Buch aufgeworfen – und hoffentlich auch beantwortet – haben: “How to make work work in a post-pandemic world?”