Die Regenerative Perspektive: Von Pflicht zu Inspiration

Autor: Lena Müller-Naendrup & Oliver Luktisch
Foto: Elisabeth Gottwald

Wohin wir auch schauen, die Beweise für den menschengemachten Klimawandel sind unübersehbar. Umweltkatastrophen beherrschen regelmäßig die weltweiten Schlagzeilen und zwingen Regierungen, Gesellschaften, Unternehmen und Einzelpersonen gleichermaßen, sich dieser neuen Realität zu stellen. Die Diskussion hat sich jedoch verlagert – es ist nicht mehr nur eine höfliche Aufforderung, etwas zu ändern. Jetzt wird ein Wandel gefordert, und die Europäische Union drängt die Industrie, öffentlich Verantwortung für ihren ökologischen und sozialen Fußabdruck zu übernehmen. 

Die ESG-Berichterstattung (Environmental, Social, Governance), die durch EU-Verordnungen wie die CSRD (Corporate Sustainability Reporting Directive) und ESRS (European Sustainability Reporting Standards) geregelt wird, ist für viele Unternehmen zu einer überwältigenden Verpflichtung geworden. Es ist ein bürokratisches Labyrinth, das Ressourcen verschlingt und das Gefühl vermittelt, dass es sich um eine lästige Pflicht handelt, um ein Kästchen, das man abhaken muss, und nicht um einen Weg zu echtem Fortschritt. Viele Unternehmen haben das Gefühl, ständig hinterherzuhinken, weil sich die Anforderungen an die Berichterstattung ständig ändern und es unmöglich zu sein scheint, sie effizient zu erfüllen, geschweige denn, nachhaltige und wichtige konkrete Maßnahmen für einen wirkungsvollen Wandel zu ergreifen. 

Wie können sich Unternehmen aus diesem anstrengenden Kreislauf befreien? Wie können wir den grünen Wandel von einer Belastung durch die Einhaltung von Vorschriften in eine Chance für einen echten, innovativen Wandel verwandeln? In diesem Blogbeitrag werden wir einen alternativen Ansatz erkunden – einen, der die Narrative von der bürokratischen Verpflichtung in eine Chance für einen radikalen, positiven Wandel umwandelt.

Regeneration: Eine Zukunft jenseits von Nachhaltigkeit?

Das Konzept der regenerativen Geschäftsmodelle hat in letzter Zeit an Aufmerksamkeit gewonnen. Auf den ersten Blick mag es wie eine Neuverpackung der Bemühungen um Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft erscheinen, doch in Wirklichkeit bedeutet es eine grundlegende Veränderung. Regeneration verändert den größeren Rahmen, in dem diese Bemühungen stattfinden. 

Nachhaltigkeit konzentriert sich traditionell darauf, die Bedürfnisse der Gegenwart zu befriedigen, ohne künftige Generationen zu gefährden. Es geht darum, den Schaden zu verringern – wie das Erreichen von Netto-Null-Kohlenstoff-Emissionen – als eine Möglichkeit, unsere derzeitigen negativen Auswirkungen zu begrenzen. Bei der Kreislaufwirtschaft hingegen geht es darum, die Ressourcen so lange wie möglich zu nutzen, indem Abfälle in Inputs für neue Produktionszyklen umgewandelt werden. Von Kreislaufsystemen in der Landwirtschaft bis hin zu Lebenszyklusanalysen im Bauwesen bietet die Kreislaufwirtschaft eine Vielzahl innovativer Lösungen. 

Regenerative Ansätze beinhalten diese Ideen, gehen aber auch darüber hinaus: Bei ihnen geht es nicht nur darum, weitere Lösungen in bestehende Nachhaltigkeitsrahmen einzubauen oder Umweltprobleme aus einem anderen Blickwinkel anzugehen. Regenerative Modelle zielen darauf ab, einen positiven Nettowert für eine breite Palette von Interessengruppen zu schaffen. Dazu gehören Mitarbeiter:innen, Aktionär:innen, Kund:innen, Partner:innen und Gemeinschaften – aber auch der Planet selbst. In einem regenerativen System werden Ökosysteme und menschliche Gemeinschaften nicht nur als Ressourcen betrachtet, sondern als aktive Teilnehmer:innen, die für den langfristigen Erfolg unerlässlich sind. Diese Modelle gehen über den Erhalt hinaus und streben eine Zukunft an, in der Mensch, Gemeinschaft und Planet gemeinsam gedeihen.

Warum regenerative Modelle?

Die offensichtliche Antwort ist ablenkend. Ja, regenerative Geschäftsmodelle zielen darauf ab, mehr zu tun als nur den Status quo zu erhalten, indem sie beispielsweise die Kohlenstoffemissionen auf Null reduzieren. Sie zielen darauf ab, einen positiven Nettowert zu schaffen – nicht nur, indem sie die Kohlendioxidemissionen noch weiter unter Null senken, sondern auch, indem sie als Unternehmen und für die benachbarten Gemeinschaften und ihre Ökosysteme einen Wert schaffen. Doch das Erreichen von Nachhaltigkeitszielen ist eine Herausforderung für sich. Warum also sollten wir uns für ein Modell entscheiden, das noch mehr verlangt als bisher versucht wird, wo doch viele Organisationen bereits mit der nachhaltigen Transformation zu kämpfen haben? 

Der entscheidende Unterschied liegt nicht in Mengen und Zahlen. Der entscheidende Unterschied zwischen traditionellen und neuartigen regenerativen Ansätzen besteht darin, dass letztere ein integriertes, größeres (systemisches) Bild davon vermitteln, wie eine positive Zukunft aussehen wird – eine Zukunft, die als einfach besser für uns und den Planeten erlebt und empfunden wird. Regenerative Ansätze fördern ein positives Narrativ, das Defätismus und Lähmungserscheinungen vermeidet. Unternehmen, die sich zu einem regenerativen Modell verpflichten, sind durch eine gemeinsame Vision einer gedeihlichen Zukunft motiviert, nicht nur durch die Einhaltung von Vorschriften. Dieser Ansatz ermutigt Unternehmen dazu, aktiv an der Gestaltung einer wünschenswerten, regenerativen Zukunft mitzuwirken, anstatt nur Schäden zu reduzieren. 

Zwar gibt es nicht die eine Regenerationsgeschichte, die für alle Organisationen passt, doch regenerative Geschäftsmodelle basieren meist auf folgenden Kernprinzipien, die sie einzigartig machen:

  1. Sie tragen aktiv zur Wertschöpfung bei: Wie bereits erwähnt, beschränken sich regenerative Unternehmen nicht darauf, Umwelt- und Sozialsysteme vor Schaden zu bewahren, sondern arbeiten aktiv mit ihnen zusammen, um über das Unternehmen hinaus neue Werte zu schaffen – sowohl materielle, wie Gewinne und Ressourcen, als auch immaterielle, wie die Verbesserung des Wohlbefindens und sozialer Interaktionen. 

Das französische Start-up-Unternehmen Roofscapes hat ein überzeugendes Beispiel dafür entwickelt, wie man sowohl ökologisch als auch sozial aktiv zur Wertschöpfung beitragen kann: Roofscapes verwandelt unzureichend genutzte städtische Dächer in sich selbst erhaltende Ökosysteme. Diese begrünten Dächer binden Kohlenstoff, verbessern die Luftqualität und können als Grundlage für städtische Bio-Anbauinitiativen dienen. Aber ihre Wirkung geht noch über den greifbaren Wert hinaus. Die gebauten Dachlandschaften können als atmende Grünflächen in dichten Stadtgebieten ein Gefühl der Verbundenheit fördern und den Bewohnern eine biophile Umgebung bieten, in der sie zusammenkommen können. 

Quelle: https://www.roofscapes.studio/home-english
  1. Sie setzen auf das gemeinsame Engagement mehrerer Stakeholder: Regenerative Organisationen stellen die Interessen einer breiten Palette von Stakeholdern in den Mittelpunkt, von den Aktionär:innen über die lokale Gemeinschaft bis hin – und vor allem – zur Umwelt. Dieser integrative Ansatz fördert den kollektiven Nutzen, indem er die Bedürfnisse dieser Interessengruppen ganzheitlich berücksichtigt. 

Das deutsche Lehmbauunternehmen ClayTec zum Beispiel arbeitet aktiv mit Universitäten und Organisationen wie dem Dachverband Lehm e.V. zusammen, der sich für die Förderung nachhaltiger Lehmbaustandards einsetzt. Darüber hinaus hat ClayTec von Anfang an Wert auf den Aufbau eines starken Netzwerks gelegt, das Synergien zwischen den Bereichen Bildung, Umwelt und Industrie schafft. Diese Bemühungen ermöglichen den Wissensaustausch und den kollektiven Nutzen durch die Kultivierung einer qualifizierten Gemeinschaft für nachhaltige und regenerative Baupraktiken. 

  1. Selbst-Regeneration: Regenerative Unternehmen zeichnen sich durch ihre Fähigkeit aus, sich ohne Eingriffe von außen zu erneuern, ähnlich wie ein lebendes Ökosystem, das durch natürliche Wachstums- und Erneuerungszyklen gedeiht. In diesem Sinne beruhen sie auf der Prämisse, dass nicht nur biologische Systeme lebendige Systeme sind, sondern auch soziale Systeme und damit Organisationen oder sogar ganze Gesellschaften.

Selbstregeneration kann auf der Ebene des Wohlbefindens und der Zufriedenheit der Mitarbeiter:innen beginnen. Ein Beispiel dafür ist das globale Schuhunternehmen Timberland, das Vollzeitbeschäftigten jährlich bis zu 40 Stunden bezahlte Freizeit anbietet, um sich ehrenamtlich zu engagieren und sich mit der Natur zu beschäftigen. Diese einfache, aber wirkungsvolle Initiative fördert soziales Engagement, persönliches Wachstum und eine tiefere Verbindung zu Gemeinschaft und Natur. Indem sie in die ganzheitliche Entwicklung ihrer Mitarbeiter investieren, ermöglichen regenerative Unternehmen ein gemeinsames Engagement und schaffen eine Kultur der Erneuerung. 

Wie Sie sehen, verfolgen regenerative Ansätze eine umfassendere, ganzheitliche Vision: Sie streben eine ökologische Transformation an, die Unternehmensziele mit einer positiven Wertschöpfung für Gemeinschaften und die Umwelt in Einklang bringt. Der Weg zur Regeneration ist jedoch selten ein umfassender Wandel, der auf einen Schlag vollzogen wird. Oft beginnt er mit kleinen, bewussten Schritten – wie einem Pilotprojekt oder einer internen (Bottom-up-) Teaminitiative. In dem Maße, wie die Prinzipien der Selbsterneuerung, des Engagements mehrerer Interessengruppen und der positiven Nettoauswirkungen schrittweise übernommen werden, kann eine regenerative Vision in der Organisation Wurzeln schlagen und wachsen. 

Eine regenerative Vision kultivieren

Aber wie fängt die Reise an? Die große Herausforderung besteht darin, einen so komplexen Ansatz so zu gestalten, dass die Menschen ihn nachvollziehen, begreifen und verstehen können. Das ist der Schlüssel. Wenn die Mitarbeiter einer Organisation oder eines Unternehmens emotional mit dem Potenzial einer regenerativen Zukunft verbunden sind, werden sie mitgerissen und dazu inspiriert, „das Notwendige“ zu tun.

Aber wie schafft man eine ganzheitliche, zukunftsorientierte Vision, die im Einklang mit einer bestimmten Organisation oder einem bestimmten Unternehmen steht? Und noch wichtiger: Wie schaffen wir eine klare, nachvollziehbare, regenerative Zukunftsvision, wenn sie in der Komplexität der Stakeholder-Synergien begründet ist? Einerseits besteht die Chance und der Vorteil des regenerativen Ansatzes darin, dass er Organisationen als lebende Systeme begreift. Andererseits lassen sich Veränderungen in lebenden Systemen nicht erzwingen. Deshalb kann eine regenerative Vision nicht einfach durch ein Brainstorming und die Ausarbeitung eines Plans für ein zukünftiges Geschäftsmodell geschaffen werden, dem ein Unternehmen und seine Mitarbeiter:innen dann folgen und das sie mechanisch umsetzen. Auf diese Weise würde eine Zukunft geschaffen werden, die für alle Beteiligten nicht nachvollziehbar und emotional greifbar ist. Es mag einen Moment des Staunens hervorrufen, aber mit der Zeit werden die Menschen den Bezug zu einer solchen Strategie verlieren, weil es mehr darum geht, der Welt unsere eigenen „kreativen Ideen“ aufzuzwingen, als auf die tatsächlichen Zukunftspotenziale zu hören, die „auftauchen wollen“.

Wie können wir also ein gemeinsames, zukunftsorientiertes Verständnis der regenerativen Strategie eines Unternehmens (angesichts ihrer Komplexität und Ganzheitlichkeit) entwickeln? In unserer Zeit, in der die Unsicherheit und die Komplexität der Welt stark zunehmen, ist eine entscheidende Fähigkeit gefragt. Diese Fähigkeit wird als „Zukunftskompetenz“ bezeichnet. Zukunftskompetenz bedeutet, dass man in der Lage ist, zu handeln und die Zukunft und ihre latenten Potenziale zu verstehen. Was bedeutet es also, eine regenerative Vision für Ihre Organisation zu entwickeln?

1. Die Fähigkeit, Komplexität mit einer ökologischen Denkweise zu bewältigen

Regenerative Organisationen sind zutiefst von einer ökologischen Denkweise geprägt. Sie sehen sich nicht nur als operative Einheiten, sondern als lebende Systeme, die mit größeren ökologischen und gemeinschaftlichen Netzwerken verflochten sind. Der Umgang mit dieser Komplexität ist von entscheidender Bedeutung; es geht darum, die Verflechtungen und potenziellen Synergien zu erkennen, die zu nachhaltigem Wachstum führen können. Methoden, die so etwas ermöglichen, sind zum Beispiel die Erstellung eines Kerndesignmodells. Ein Kerndesignmodell veranschaulicht das Wesentliche – die Elemente und Verbindungen zwischen diesen Elementen eines Produkts oder einer Dienstleistung – und vereinfacht so dessen Komplexität und erhöht seine „Kommunizierbarkeit“. Dabei ist es aber entscheidend, die Komplexität nicht „wegzuerklären“, sondern zu verstehen, was daraus entstehen will, um sie zum eigenen Vorteil zu nutzen – etwas, das für den synergetischen Ansatz regenerativer Geschäftsmodelle entscheidend sein wird.

2. Die Fähigkeit zum Perspektivwechsel und zum Aufbau synergetischer Beziehungen

Die Einführung einer regenerativen Strategie (und Praktiken) erfordert eine Abkehr vom traditionellen, auf Wettbewerb ausgerichteten Geschäftsdenken hin zur Zusammenarbeit, wobei der Schwerpunkt auf der Bereicherung (und nicht auf der „Ausbeutung“) von Ökosystemen und den darin eingebetteten Gemeinschaften liegt. Regenerative Organisationen setzen bewusst auf Zusammenarbeit, Anpassungsfähigkeit, Proaktivität und Inklusivität und fördern unterschiedliche Perspektiven und kooperative Beziehungen, die die Widerstandsfähigkeit stärken und den gegenseitigen Nutzen fördern. Diese Denkweise ermöglicht es den Organisationen, flexible Strategien zu entwickeln, die sich an die sich ändernden Bedürfnisse anpassen und sicherstellen, dass alle Beteiligten innerhalb der regenerativen Systeme auf ein gemeinsames Ziel/Gut hinarbeiten. 

3. Die Fähigkeit, Regenerationspotenziale zu erfassen

Regenerative Unternehmen betrachten Organisationen als lebendige, dynamische Systeme. Anstatt Strategien von oben aufzudrängen, ist es wichtig zu verstehen, was sich von innen heraus entwickeln will. Dies wird erreicht, indem latente Potenziale aufgespürt werden – verborgene Chancen und Stärken, die nicht sofort offensichtlich sind, werden aufgedeckt. 

In diesem Zusammenhang sind das Verständnis und die Arbeit mit dem Konzept der latenten Potenziale von entscheidender Bedeutung. Lebende Systeme sind Veränderungen gegenüber abgeneigt, und mehr noch, sie wehren sich gegen von außen aufgezwungene Veränderungen. Deshalb ist es wichtig, Methoden zu finden, die ihnen helfen, Neues (und Innovation) von innen heraus zu schaffen. Für Organisationen bedeutet dies, dass wir ihnen nicht die aktuellen Trends aufzwingen, sondern ihr latentes Potenzial anzapfen können – die verborgenen Möglichkeiten, die darauf warten, realisiert zu werden. Auf diese Weise schaffen wir nicht nur tief greifende, interne Veränderungen, die die Reibung von oben verordneter Vorgaben vermeiden, sondern wir öffnen auch die Tür zu einem Weg des kontinuierlichen Wachstums und der Regeneration, der einzigartig für eine Organisation ist.

Eine Beispiel: „Interface“ – Aufbau einer regenerativen Vision in Aktion

Interface, ein weltweit tätiger Bodenbelag Hersteller, ist ein bahnbrechendes Beispiel dafür, wie ein Unternehmen versucht, einen regenerativen Ansatz zu verfolgen. Das Unternehmen hat sich bereits vor langer Zeit als Vorreiter in Sachen Nachhaltigkeit etabliert und sich öffentlich dazu verpflichtet, eines der ersten ökologisch nachhaltigen und letztlich regenerativen Unternehmen der Welt zu werden. 

Ursprünglich begann Interface seine Reise mit dem Ziel, die erdölintensive Teppichindustrie zu revolutionieren, indem es bis zum Jahr 2020 alle negativen Auswirkungen seiner Tätigkeit auf die Umwelt eliminiert. Das Unternehmen erkannte jedoch bald, dass Nachhaltigkeit allein – mit dem Fokus auf Schadensbegrenzung – nicht ausreicht. Um wirklich etwas zu bewirken, änderte das Unternehmen seine Denkweise in Richtung einer regenerativen Perspektive und strebte ein System an, das die Umwelt und die Gemeinden, mit denen das Unternehmen in Berührung kommt, aktiv wiederherstellt und bereichert. 

Die Entwicklung der Nachhaltigkeitsvision von Interface: (a) Status Quo, (b) Nachhaltigkeitsziele, (c) Regenerative Vision

Dieser Wandel erforderte eine radikale Transformation in der Art und Weise, wie Interface seine Rolle in der Welt sieht. Anstatt als traditioneller Hersteller zu agieren, der sich ausschließlich auf die Produktion konzentriert, definierte sich das Unternehmen als aktive Teilnehmerin in einem vernetzten Ökosystem neu und nahm einen kompletten Erneuerungsprozess in Angriff. Zunächst einmal hat das Unternehmen seine Produktionsanlagen vollständig umstrukturiert und neu gestaltet. Im Rahmen des Projekts „Factory as a Forest“ untersuchte ein eigens zusammengestelltes Team, wie eine Fabrik funktionieren würde, wenn sie von der Natur geformt wäre, um ähnliche positive Auswirkungen zu haben. Durch die Untersuchung des umgebenden Ökosystems wurde die Fabrik von Interface in Atlanta, Georgia, so umgestaltet, dass sie die Fähigkeit eines Waldes nachahmt, Ökosystemleistungen wie z. B. Luftreinigung, Wasserfilterung und Kohlenstoffbindung zu erbringen. Infolgedessen hat Interface nicht nur seine eigenen Produktionsanlagen in Troup County in Georgia umgestaltet, sondern auch eine Methode entwickelt, die anderen Unternehmen einen effektiven Fahrplan für die Umgestaltung ihrer eigenen Produktionsanlagen bietet. Ein ausführlicheres und öffentlich zugängliches Dokument, das das gesamte Projekt in seiner Methodik beschreibt, finden Sie hier.

Die 4 Schritte der „Factory as a Forest“ Methode von Interface

Die Verpflichtung des Unternehmens zur Regeneration erstreckt sich auch auf seine Produkte. Interface hat die weltweit ersten kohlenstoffnegativen Teppichfliesen entwickelt. Inspiriert von der Fähigkeit der Natur, Kohlenstoff durch Prozesse wie die Photosynthese zu speichern, hat das Innovationsteam von Interface ein Produkt entwickelt, das nicht nur die Kohlenstoffemissionen reduziert, sondern sie auch aktiv abbaut und speichert. Das Herzstück der Innovation ist ein nicht-vinylbasierter Bio-Verbundstoff, der biobasierte Materialien enthält, die in der Lage sind, Kohlenstoff zu binden. Dieser Durchbruch ist nicht nur ein Beispiel für das Engagement von Interface für nachhaltige Innovationen, sondern zeigt auch, wie das Lernen von der Natur und das grundlegende Überdenken langjähriger Produktionsroutinen zu regenerativen Praktiken führen kann, die eine positive Wirkung haben. 

Hinter diesem Erfolg steht der Glaube von Interface an die Kraft des Engagements mehrerer Interessengruppen. Die Anstrengungen, die das Unternehmen in die Entwicklung der ersten regenerativen Projekte investiert hat, darunter die „Factory as a Forest“-Methode und kohlenstoffnegative Teppichfliesen, sollen anderen Unternehmen als Anregung dienen. Das Unternehmen ist einem Netzwerk von Unternehmen beigetreten, das sich zum Ziel gesetzt hat, die erreichbaren Auswirkungen von naturbasierten Lösungen zu realisieren, dem Project Positive. Durch dieses Netzwerk kann Interface starke synergetische Beziehungen fördern und gemeinsam Lösungen schaffen, die Gemeinschaften über die eigene Reichweite hinaus zugute kommen. 

Durch ein grundlegendes Umdenken und eine regenerative Vision ist Interface zu einem Leuchtturm dafür geworden, was möglich ist, wenn Unternehmen über Nachhaltigkeit hinausgehen. Dieser Ansatz hat nicht nur zu positiven Umwelteffekten geführt, sondern auch zum finanziellen Erfolg des Unternehmens beigetragen. Im dritten Quartal 2024 meldete Interface einen Nettoumsatz von 334,3 Millionen US-Dollar, was einer Steigerung von 10,7 % im Vergleich zum Vorjahr entspricht, und erzielte eine Bruttogewinnmarge von 37,1 %, die um 162 Basispunkte höher lag als im Vorjahreszeitraum. Diese Ergebnisse zeigen, wie eine neue Perspektive, die Unternehmen als Teil eines lebendigen Systems sieht, Ambitionen in greifbare, positive Ergebnisse für den Planeten und zukünftige Generationen verwandeln kann. 

Ein Aufruf zum Regenerativen Perspektivenwechsel

Wie wir bereits erwähnt haben, geht es bei der Kultivierung einer regenerativen Vision nicht um einen Einheitsansatz, sondern darum, dass Organisationen ihre Rolle innerhalb des größeren Ökosystems neu überdenken. Durch die Verlagerung des Schwerpunkts von der Schadensminimierung auf die Schaffung eines positiven Nettowertes ermöglichen regenerative Modelle den Organisationen, sich der Komplexität zu stellen, Kooperationen zu fördern und ungenutzte Potenziale zu entdecken. Sie bieten ein Narrativ der Hoffnung und der Möglichkeiten – ein Narrativ, das die Ermüdung der Einhaltung von Vorschriften durch eine gemeinsame Vision einer blühenden Zukunft für Unternehmen, Gemeinschaften und den Planeten ersetzt. 

Beispiele wie Interface zeigen, dass das Engagement für die Regeneration innovative Lösungen hervorbringen kann: Der grüne Wandel muss keine Last sein. Stattdessen kann er eine freudige und inspirierende Entdeckungs- und Transformationsreise sein, die den geschäftlichen Erfolg mit dem ökologischen und sozialen Wohlergehen in Einklang bringt. Der Weg zur Regeneration kann mit kleinen Schritten beginnen – wie der Erprobung neuer Praktiken und der Entwicklung einer neuen, regenerativen Denkweise – aber diese Schritte können zu einem tiefgreifenden Wandel führen. Unternehmen, die sich mit den steigenden gesetzlichen Anforderungen auseinandersetzen, können mit einer regenerativen Vision nicht nur diese Herausforderungen meistern, sondern auch ihren Erfolg neu definieren. 

Wenn Sie inspiriert sind, den grünen Wandel Ihrer Organisation proaktiv zu gestalten, oder wenn Sie mehr über die Kultivierung regenerativer Visionen erfahren möchten, sind wir für Sie da. Unser Leap-Prozess hilft Organisationen dabei, sich ihre Zukunft neu vorzustellen, radikale Innovationen zu entdecken und die Denkweise und die Instrumente zu entwickeln, die erforderlich sind, um die Vision in die Tat umzusetzen. Sprechen Sie uns an, um zu erfahren, wie wir Sie bei der Gestaltung einer blühenden, regenerativen Zukunft unterstützen können.