Der Mensch im Alter: Wie “Die Elisabethinen” ein Krankenhaus für die Zukunft entwickelten

Author: Carina Rohrbach
Titelbild: Dominik Lange

Dort, wo sich heute eine der belebtesten Wiener Einkaufsstraßen – die Landstraße – befindet, gründete der Orden der Elisabethinen vor rund 300 Jahren ein Kloster, um so ein Krankenhaus zu betreiben. Ein Schwerpunkt der Klosterschwestern war neben der Krankenpflege das, was wir heute als “Community Work” bezeichnen würden: die Klosterschwestern kümmerten sich aktiv um Bedürftige im Grätzel, zum Beispiel durch Armenspeisungen und seelsorgerische Tätigkeit.

Mit der Zeit verlagerte sich der Schwerpunkt zur Krankenpflege und das Krankenhaus beschäftigte immer mehr weltliche Mitarbeiter. Der seelsorgerische Aspekt rückte in den Hintergrund. In den letzten Jahren warf außerdem der Trend zur Etablierung großer Gesundheitszentren die Frage nach der Wirtschaftlichkeit des relativ kleinen Standorts auf. 

Um den Standort zu erhalten, erarbeitete der Orden der Elisabethinen gemeinsam mit der Stadt Wien ein neues Motto: der “Mensch im Alter”. Es folgten die Gründung des Franziskus Spitals und die Fusion mit dem Hartmann Spital im 5. Wiener Gemeindebezirk. Der Standort der Elisabethinen in Wien Mitte sollte nun sowohl das Franziskus Spital beherbergen als auch zusätzliche Dienstleistungen für Menschen im Alter anbieten: Apotheke, Überleitungspflege, Ordenshaus der Malteser, Therapie und Rehabilitationsangebote, Wohnen mit Service, Hospiz etc. Das bedeutete nicht nur eine inhaltliche Neuausrichtung, sondern verlangte auch nach einer grundlegenden architektonischen Neugestaltung des Standorts in der Landstraße.

Die Herausforderungen für Organisation und Mitarbeiter waren also vielschichtig:

  • Fragen nach Identität und Zusammengehörigkeitsgefühl, getrieben durch die Fusionierung mit dem Hartmann Spital 
  • Fragen des “Purpose”, getrieben durch gesellschaftliche Veränderungen, politische Rahmenbedingungen und eine Neuausrichtung der Angebote
  • Fragen der architektonischen Umsetzung, die sich aus der Notwendigkeit neuer Abläufe und Prozesse ergaben

Ein ganzheitlicher Masterplan schafft Orientierung für die Zukunft

Die Komplexität des Projekts erforderte ein Vorgehen, das zunächst Klarheit über die Zukunftspotentiale des Standortes schafft, im Folgenden ein kohärentes Angebot entwickelt und organisationale Veränderungen voranbringt; Wichtig dabei war den Elisabethinen, dass alle Dimensionen der Transformation – Organisation, Mensch und Architektur – sinnstiftend integriert und notwendige Veränderungen für alle Beteiligten verständlich und nachvollziehbar gemacht werden. Dafür wurde theLivingCore engagiert.

Unsere Expertise liegt darin, Zukunftspotentiale einer Organisation zu identifizieren und sie sinnstiftend mit der erfolgreichen Vergangenheit zu verknüpfen. Daraus entwickeln wir gemeinsam mit unseren Kunden robuste Unternehmensstrategien, innovative Angebotsportfolios und begleiten sie bei notwendigen organisationalen Veränderungen. Darüberhinaus stellen wir eine kohärente Umsetzung in architektonische Lösungen sicher und gestalten und begleiten  Change- und Kommunikationsprozesse.

project structure poster
Strategie-Masterplan-Poster, das für das Projekt Elisabethinen-Projekt entwickelt wurde.

Beginnend mit einem tiefen Verständnis über die Bedürfnisse, Ängste und Wünsche der zukünftigen Nutzer, entwickelten wir eine neue Identität für den Standort, die zusammen mit den Werten des Sankt Elisabeth Ordens zu einem zukunftsfähigen Konzept integriert wurde. “Es ging im ersten Schritt nicht darum, konkrete Lösungen zu erarbeiten, sondern darum, die sozialen Realitäten und Abläufe von älteren Menschen zu verstehen – Was beschäftigt mich?, Welche Ängste und Sorgen begleiten mich?, Was fehlt mir?”, sagt Thomas Fundneider, Geschäftsführer von theLivingCore und Projektleiter. “Aus diesem tiefen Verständnis heraus war es uns möglich, quasi “von der Zukunft her” innovative, Krankenhausansätze für ein digitales Zeitalter und zukunftsweisende architektonische Lösungen vorzuschlagen.” 

Der so entstandene “Masterplan” galt als richtungsweisend für alle nachfolgenden Realisierungsschritte, in den die unterschiedlichsten Stakeholder eingebunden wurden (Franziskus Spital, Hartmann Spital, Malteser Orden, etc.).

Tiefgreifende Veränderungen in Angebot, Architektur und Arbeitsweise

“Die Arbeitsweise von theLivingCore ist extrem strukturiert, das schafft Orientierung und Planbarkeit. Gleichzeitig werden künstlerische Methoden verwendet, die helfen, aus den eigenen Denkmustern auszubrechen. Für die Gestaltung der Eingangshalle beispielsweise bauten wir gemeinsam ein sogenanntes “Konzeptuelles Modell”. Dabei waren nicht primär architektonische Überlegungen leitend, sondern soziale und kulturelle Aspekte, die wir in der Eingangshalle erlebbar machen wollten. Dieses Modell war für die Architekten wichtig, hat uns aber auch enorm dabei geholfen, den Mitarbeitern notwendige Veränderungen zu erklären und mit ihnen gemeinsam Lösungen zu erarbeiten“

Elke Müller, zuständige Projektleiterin der Elisabethinen.

Die Eingangshalle ähnelt nun nicht mehr dem typischen Krankenhauseingang, sondern ermöglicht ein entspanntes Ankommen – Zeit zum “Durchatmen” und “Innehalten” – und lädt zum Verweilen ein. Wichtig war dabei, den Patienten und Besuchern ihre Ängste und Unsicherheit zu nehmen und ihnen ein Gefühl des Willkommenseins zu vermitteln.

Eine Frage, die bei Architekturprojekten oft vernachlässigt oder nur einseitig beleuchtet wird, ist: “Wie schaffe ich Orientierung im Raum?” theLivingCore entwickelte daher auch die Grundlagen für das Orientierungssystem am gesamten Standort. Das Orientierungssystem muss Werte, Tradition aber auch die zukünftige Ausrichtung der Elisabethinen widerspiegeln, die verschiedenen Angebote am Standort vereinen, ästhetisch ansprechend sein und die Bedürfnisse der Patienten und Besucher aufgreifen.

Wir entschieden uns, Logik, Gestaltungsrichtlinien, Bild- und Symbolsprache sowie Materialitäten ebenfalls in einem ko-kreativen Prozess mit den wichtigsten Stakeholdern zu erarbeiten. Entstanden ist dabei ein Orientierungssystem, das eine Geschichte erzählt und die Besucher des Standorts einlädt, dieser Geschichte zu folgen . Wichtig war uns dabei, das Orientierungssystem aus der Perspektive älterer Menschen zu betrachten, also zB. Personen mit eingeschränkter Sehfähigkeit, eventuell am Stock gehend oder im Rollstuhl sitzend, und die psychische Ausnahmesituation beachtend, die ein Aufenthalt im Krankenhaus nun einmal bedeutet.

die elisabethinen reception area
Der Empfang der neuen Elisabethinen-Einrichtung in Wien. Quelle: die-elisabethinen.at

Veränderung, die nachwirkt: ein kurzer Ausflug ins Kurhaus Marienkron

Unsere Kunden erzählen uns oft, dass nicht nur die Ergebnisse langfristig funktionieren, sondern vor allem unsere Arbeitsweise “lange nachwirkt”. So meint Elke Müller, die nach dem erfolgreichen Abschluss des Elisabethinen Standorts in der Landstraße das Kurhaus Marienkron im Burgenland neu ausgerichtet sowie die architektonische Neugestaltung orchestriert hat, in einem Telefonat: “Ich habe mir aus der Arbeit mit euch viel mitgenommen. Die Dinge, die wir in der Landstraße begonnen haben, habe ich im Kurhaus Marienkron umgesetzt. Wir wollen unsere Gäste dabei unterstützen, einen gesünderen Lebensstil zu entwickeln, den sie auch zu Hause umsetzen wollen. Daher haben wir zum Beispiel auch für die Faster ein Buffet, was sehr untypisch für ein Fastenhotel ist. Unsere Gäste können – im Sinne der Eigenverantwortung – selbst entscheiden, was und wie viel sie essen. 

Eine Diätologin begleitet und berät bei der Auswahl am Buffet. Fasten bedeutet natürlich Reduktion. Reduktion heißt aber nicht, dass man den guten Geschmack bei der Haustüre abgibt. Im Gegenteil: Wir begreifen Reduktion als Genuss, den man mit allen Sinnen erleben kann. Deshalb kann man unsere Köche oft beim Buffet antreffen. Sie gehen auf Fragen und Wünsche der Gäste ein und laden sie ein, neue Geschmäcker auszuprobieren.” Eine solch radikale Neuorientierung der Dienstleistungen erfordert natürlich auch eine dementsprechende Gestaltung der Abläufe und Räumlichkeiten. Die Vorgehensweise und Umsetzungsrichtlinien dafür hat Elke Müller aus dem Projekt mit theLivingCore übernommen.

Kurhaus Marienkron lounge
Kurhaus Marienkron, dessen Entstehung durch die früheren Erfahrungen der Managerin mit theLivingCore inspiriert wurde.

Der Mensch im Alter ist mehr als die Summe seiner Krankheiten

Vor rund 300 Jahren schufen mutige Klosterschwestern einen Ort, an dem der Patient nicht auf seine Krankheit reduziert wurde, sondern das psychische und seelische Wohlbefinden im Mittelpunkt standen. Heute wird diese Idee am Standort der Elisabethinen in Wien Mitte neu interpretiert: mit einem breiten Angebot für Menschen im Alter, das nicht ausschließlich darauf ausgerichtet ist, Menschen von Krankheit zu befreien, sondern im seelsorgerischen Wirken  einen Beitrag zu einem guten Leben im Alter zu leisten; frei nach dem Motto der Elisabeth von Thüringen “Ich habe immer gesagt, ihr sollt die Menschen fröhlich machen!”

Future Identity – Ein Transformationsprozess, der von der Zukunft her leitet

Erfolgreiche Unternehmen haben einen klaren Purpose – einen Sinn und Zweck, der sinnstiftend und handlungsleitend ist. Oftmals “verwässert” dieser Purpose im Laufe der Zeit und/oder soziale, politische, ökonomische, etc. Veränderungen machen es schwer, den Purpose klar in Produkten und Dienstleistungen abzubilden. Mit Future Identity haben wir einen Prozess geschaffen, der es Organisationen ermöglicht, aus einem tiefen Verständnis ihrer Geschichte, ihres “Kerns” und “Purpose”, Zukunftspotentiale zu identifizieren und sich so erfolgreich in eine (digitale) Zukunft zu transformieren. Wenn Sie mehr darüber wissen möchten, rufen Sie uns an. Wir freuen uns auf ein Gespräch!

Aller Anfang ist einfach.

Sind Sie neugierig, über den Tellerrand zu blicken? 
Sind Sie bereit für den nächsten Schritt? 
Dann sprechen wir doch einfach miteinander! 
Alle unsere erfolgreichen Projekte haben so begonnen.
Gemeinsam können wir eine wünschenswerte Zukunft gestalten.


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